23./24. Juni 2023 - nächster Trauma-Kongress:

Methodenvielfalt in der Psychotraumatologie und die Wurzeln der Gewaltintrojekte

Täterintrojekte - Kongress 2011


Donnerstag, 16.06.2011 – Workshoptag

Präsymposium

Am Workshoptag werden vier aufeinanderfolgende Workshops angeboten, die durch die Teilnehmer in der Abfolge besucht werden können. Das bedeutet es gibt einen pauschalen Gesamtanmeldepreis für die Besucher und man hat dadurch Zugang für alle vier Workshops im Paket. Wir möchten mit dieser Variante prüfen, ob dadurch die Atmosphäre noch familiärer wird und eventuell konkurrierende Konzepte mehr kooperativ verglichen werden könnten. Wir sind gespannt auf Ihre Resonanz.

Zeit Sprecher Programm
12:00
Öffnung des Tagungsbüros
12:30 LICSW Joanne Twombly (Boston, USA)

Über das Auftreten von Täterintrojekten während EMDR

Im Workshop werden nach kurzen theoretischen Erläuterungen zu Übertragungs-Problemen bei komplextraumatisierten Patienten mit den Workshopteilnehmern Fallbeispiele aus der Praxis diskutiert. Bei diesen Fällen dissoziativer Patienten traten während der Arbeit mit EMDR (Eye-Movement-Dezensation-Reprocessin nach Shapiro) spontane Täterintrojekte in Erscheinung. Möglichkeiten zu deren professioneller Handhabung werden aufgezeigt und gemeinsam an Fallvignetten diskutiert.

13:50
Kleine Pause, Verkaufs- und Infostände
14:00 Dr. Tilmann Moser (Freiburg i. B., BRD)

Arbeit mit zerstörerischen Beziehungsintrojekten in der körper- und traumaorientierten psychoanalytischen Arbeit

Das Kind hinter den Täterintrojekten steckt voller Angst. Loyalität und Dankbarkeit binden es an die Schutzfiguren. Diese liefern sich einen Machtkampf mit dem Therapeuten, sie wollen ihren Monopolanspruch nicht aufgeben. Es ist wichtig, die Introjekte zu externalisieren, ihnen Stimme und Raum zu geben, ihre Geschichte zu erforschen und ihre lebensrettende Funktion zu würdigen. Dann kann ihre Omnipotenzphantasie schrumpfen.

15:20
Kaffeepause, Verkaufs- und Infostände
15:40 Dr. Renée P. Marks (Manchester, GB)

Behandlung von komplextraumatisierten Kindern aus Adoptiv- und Pflegefamilien

Im Seminarworkshop werden zunächst Grundlagen der sozialen, emotionalen und intellektuellen Entwicklungsbesonderheiten von Kindern in Adoptions- und Pflegefamilien dargestellt. Es sollen besonders Traumatisierungen, verursacht u.a. durch körperlichen Missbrauch, Gewalt zwischen den Eltern und die Auswirkungen von emotionaler Vernachlässigung der Kinder durch die biologischen Eltern in das Zentrum gerückt werden. Die Schwere der Auswirkungen dieser Faktoren auf die weitere seelische Entwicklung und die Ausbildung des Selbst der Kinder wird meist unterschätzt. Die unbewussten und frühzeitig bedingten Störungsmuster der geschädigten Kinder verursachen häufig Aufmerksamkeits- und Lernprobleme, auto- und fremdaggressive, dissoziative, hyperaktive sowie depressive Verhaltensauffälligkeiten, die eine Integration in neue Familien deutlich erschweren. Anhand von zahlreichen Fallbeispielen wird sowohl theoretisch und mit Hilfe eines speziellen psychotherapeutischen Behandlungsmodells ein alternativer Beratungs- und Therapieansatz beschrieben. Im Seminarworkshop besteht für alle Teilnehmer abschließend die Möglichkeit zu fallbezogenen Fragen.


17.00
Kleine Pause, Verkaufs- und Infostände
17:10 PTZ-Leipzig: DP Wiebke Bruns und Ute Hoppe (Leipzig, BRD)

Belastungsgrenze und Täterintrojekt aus dem Blickwinkel eines Elternkurses

Die ungewohnte Situation mit dem Neugeborenen in den ersten Monaten bzw. Lebensjahr führt viele Eltern an ihre Belastungsgrenze heran. Schlafmangel, Unsicherheit im Verhalten und in der Beziehung zum Baby, eigene Bedürfniszurückstellung, Uneinigkeit mit dem Partner oder den eigenen Eltern tragen häufig zu diesen Ausnahmezuständen bei und sind nach unserer Erfahrungseinschätzung und Meinung Nährboden für das unbewusste Ausleben von Täterintrojekten.
In diesem WS wird an dem prägnanten Beispiel einer videogestützten Schreiszene eines Babys ein konkretes Fallbeispiel aus dem Elternkurs SAFE® vorgestellt und diskutiert.
Dabei soll nach einer kurzen theoretischen Positionierung (Zusammenhang zwischen Belastungsmodell und Täterintrojekt) durch die beiden SAFE®-Mentorinnen und Traumafachberaterinnen (TIL) ein tiefer gehender Einblick in die praktische Arbeit mit den Eltern und deren Täterintrojekten gegeben werden. Es kann genauso auf die Frage eingegangen werden, ob wir die Eltern direkt mit ihren Täterintrojekten konfrontieren bis hin zu Überlegungen, wie vielleicht ressourcenstärkend und/ oder einsichtsfördernd dem Agieren von Täterintrojekten vorgebeugt und begegnet werden kann.

18:00 Winja Marie Lutz (TIL Leipzig, BRD)

Täterintrojekte in der zeitgenössischen Kunst
Wie zeigt sich die Trauma-Geschichte eines Künstlers in seiner Kunst? Es gibt komplexe Zusammenhänge, durch die alte Kindheitstraumata, Kunst und die Dynamiken des Kunstmarktes miteinander verstrickt sind. Auch Täterintrojekte zeigen sich hier in vielfältigen Re-Inszenierungen, auf Seiten des Künstlers z.B. durch Re-Inszenierungen mit dem Konsumenten in der Täterrolle, sowie auch auf Seiten des Kunst-Konsumenten z.B. durch die Förderung von Kunst mit hoher Traumaladung. Im Vortrag sollen diese wechselseitigen Dynamiken beleuchtet und mit Bild- und Video-Beispielen deutlich gemacht werden.

18:30
Veranstaltungsende


Freitag, 17.06.2011, 1. Vortragstag

Hauptsymposium

An den Vortragstagen werden Fachvorträge präsentiert, die sich speziell mit dem Thema der Täterintrojekte in der Psychotherapie von Kindern und Erwachsenen befassen.
Am Freitag kommen dabei mehr Forschungsbeiträge aus Kliniken und Praxen zu Gehör – am Samstag liegt der Schwerpunkt etwas mehr im Bereich der Darstellung von Theoriekonzepten und Fallbeispielen.
Wir hoffen als Veranstalter, dass wir durch die breite Referentenpalette eine fruchtbare Lern- und Diskussionsatmosphäre erzeugen können. Wir wünschen uns als Veranstalter, dass durch diese Vielfalt sowohl Ihre Neugier als Teilnehmer als auch Ihr Interesse als KollegIn zur Integration von neuen Trends der Psychotraumatologie hervorgerufen wird.

Zeit Sprecher Programm
18:15
Öffnung des Tagungsbüros
9:00 Dr. Colin Ross (Richardson, USA)

Das Täterintrojekt als der große General im dissoziativen Patienten

Im diesem Beitrag wird zunächst ein historischer Überblick zum Begriff des Täterintrojekts in der Behandlung von dissoziativen Störungen in Amerika gegeben. Dabei werden die wichtigen Akzentverschiebungen und Veränderungen in den diagnostischen und therapeutischen Meinungen der letzten 30 Jahren abgedeckt.
Im weiteren wird der Vortragende zeigen wie einfache und komplizierte destruktive Täterintrojekte behandelt werden können und wie dies im TMT-Ansatz (Trauma-Model-Therapy) praktiziert wird. Es zeigt sich dabei oftmals, dass omnipotente Kinderanteile mit starken täteridentifizierten Introjekten verknüpft sind, die eine ganz bestimmte logische Struktur haben. Solche Strukturen sollten mit ihnen angepassten therapeutischen Dialog-Methoden behandelt werden. Interessante Patientenbeispiele sollen illustrieren wie dies in der Praxis funktioniert. Anhand von Modelldialogen soll gezeigt werden, wie die grundlegenden Probleme dissoziativer Patienten und ihre Stagnations-Phänomene auf verschiedene Formeln runtergebrochen werden können, indem sie in den TMT Ansatz eingearbeitet und der Behandlung zugänglich gemacht werden.
Dieser Vortrag wird mit einer Vielzahl von Thesen und Ableitungen abschließen, wie sie für die effektive Diagnostik und Therapie von Täter Introjekten im TMT Konzept entwickelt wurden.

10:15
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
10:45 Prof. Harald Freyberger (Universität Greifswald/Stralsund, BRD)

Zu den Täterintrojekten nach politischer Verfolgung in der DDR und der Vorgeschichte der NS-Diktatur

In den Biographien vor allem älterer Menschen im Osten finden sich überlagernde Spuren von Täterintrojekten aus den beiden aufeinander folgenden deutschen Diktaturen. Einzugehen ist in diesem Zusammenhang an die politische Verfolgung während der NS-Diktatur, die Kriegsvergewaltigungen am Ende des II. Weltkriegs und die folgenden Erfahrungen politischer Verfolgung, Zersetzung und Haft in der DDR. Hierzu werden eine Reihe von empirischen Untersuchungen mit den unterschiedlichen Verfolgtengruppen dargestellt und anhand ausgewählter Kasuistiken erörtert.

12:00
Mittagsimbiß vor Ort sowie Buch-, CD-, Infostände
13:00
Veranstaltungshinweise
13:05 DP Michaela Huber (Göttingen, BRD)

Täterloyalität und Täteridentifikation: Verstehen, erkennen, verändern

Die meisten Gewalt-TäterInnen haben selbst zwar nicht unbedingt dieselbe Art von Grausamkeit erlebt, die sie anwenden; aber doch massive Entwertung, radikalen Bindungsverlust und gegen Sie gerichtete Brutalität. Täterverhalten wird also meist sozial "vererbt". Die meisten Gewaltopfer werden jedoch nicht gewalttätig gegen andere. Sondern sie zer-quälen sich selbst: mit Selbsthass, Selbstverletzung, mit dem Torpedieren eigener Fortschritte und Erfolge. Das bekommen wir auch in der Psychotherapie zu spüren. Wie können wir mit hartnäckiger Täterloyalität und Täteridentifikation umgehen? Denn eines ist sicher: Erst wenn wir – und wenn die Persönlichkeit der KlientIn selbst – dem Täterintrojekt "die Hand hinstrecken" kann, beginnt sich etwas zu verändern…

14:20
kurze Pause sowie Buch-, CD-, Infostände
14:30 Dr. Ralf Vogt (TIL-Leipzig, BRD)

Täterintrojekte in der Einzel- und Gruppenpsychotherapie – Diskussionsansatz und Forschungsergebnisse mit SPIM-20-KT

Zunächst werden im Rahmen theoretischer Abwägungen die Begriffsschwierigkeiten des Introjektterminus herausgearbeitet. Dabei werden auch Missverständnisse und Beziehungsängste mit diesem Begriff zwischen therapeutischen Schulen bzw. bei der Verwendung des Begriffes in der alltäglichen Psychotraumapraxis gegenübergestellt und Hypothesen für diese Verwirrung aufgestellt.
Es könnte u.a. sein, dass so wie der Psychotraumabegriff vor Jahren allgemein – auch der Terminus der Täterintrojekte heute ebenso psychodynamische Unruhe an den unbewussten Paradigmen stiftet. Alsdann werden auch eigene Modellauffassungen zur Introjektion und Implantation aus dem Behandlungskonzept SPIM-20-KT vorgestellt und anhand von Fallvignetten erläutert. Im zweiten Teil des Vortrages referiert der Autor Forschungsergebnisse aus der ambulanten Praxis zur Verwendung des Introjektbegriffes und zur von komplextraumatisierten / dissoziativen Patienten erlebten Nützlichkeit von Introjektbearbeitungssettings, welche zuvor in ihrer Anwendungsstruktur kurz vorgestellt wurden.
Dabei zeigen sich interessante Veränderungstendenzen in der qualitativen und quantitativen Wahrnehmung von Introjektstrukturen, welche dem aktuellen Therapiestand der Klienten bzw. der therapeutisch erworbenen Introjektdistanz sowie deren bewussten Regulierbarkeit entsprechen.
Abschließend werden aus den theoretischen Vorüberlegungen, empirischen Behandlungsbeobachtungen sowie den ersten Ergebnissen der Forschungspilotstudie zusammenfassende Ableitungen getroffen, wie die alltägliche Arbeit mit komplextraumatisierten / dissoziativen Patienten möglicherweise effektiver gestaltet werden könnte sowie weiter erforscht werden sollte.

15:45
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
16:10 DP Wiebke Bruns (PTZ-Leipzig, BRD)

dentifizierung von Täterintrojektseiten bei werdenden Eltern anhand des AAI-Fragebogens

Mittels des AAI (Adult Attachment Interview) einem international anerkannten Erfassungsinstrument für das Bindungsverhalten Erwachsener können werdende Eltern bereits zu Beginn eines Elternkurses in der Schwangerschaft für eigene Täterintrojekte sensibilisiert werden, so dass im Verlauf der Treffen einsichtig und prozessfördernd auf das gewonnene Erfahrungswissen zurückgegriffen werden kann. Transgenerationale Phänomene bei der Weitergabe von Introjekten können mit Hilfe der Fragen des AAI in Ansätzen dargestellt und bewusst gemacht werden.
Anhand einer Fallvignette soll der Entwicklungsverlauf einer jungen Familie vorgestellt und im Hinblick auf die Täterintrojektstrukturen diskutiert werden. Praktische Selbsterfahrungselemente wie Rollenspiele, Videoaufzeichnungen, Statements, spielerischer Umgang mit beseelbaren Objekten (KSHP) und theoretisches Wissen, wie es anwendungsbezogen in den Elternkursen SAFE® Vermittlung findet, werden Inhalt des Vortrags sein.


16:55
kurze Pause sowie Buch-, CD-, Infostände
17:05 Prof. Friedemann Pfäfflin (Universität Ulm, BRD)

Täter – Täter & Opfer – Therapie

In dem Beitrag werden am Beispiel von Sexualstraftaten strukturelle Hintergründe straffälligen Verhaltens  untersucht und es wird den Fragen nachgegangen, inwiefern frühere eigene Traumatisierungen zu späterem Tatverhalten beitragen, inwiefern ein Täter auch durch seine eigene Tat traumatisiert werden kann und welche Rolle die Auseinandersetzung mit der Tat bei der Psychotherapie von Sexualtätern spielt.

18:15
Veranstaltungspause, keine Verkaufsstände
20:00
Tagungsfest mit Barbecue, Kabarett mit Carolin Fischer von den akademixern, Tanz mit DJ Andy und Clownseinlagen der Leipziger Nasen


Samstag, 18.06.2011, 2. Vortragstag

Zeit Sprecher Programm
8:30
Öffnung des Tagungsbüros
9:00 LICSW Joanne Twombly (Boston, USA)

Offenkundige und verborgene Täteranteile: ihre Anwesenheit, ihre Reinszenierung und ihre Auflösung in der Behandlung von Kindesmisshandlungs-Opfern

Dieser Vortrag befasst sich mit der Vielfalt der Persönlichkeitsanteile, die in dissoziativen Patienten vorzufinden sind, deren Verhalten von introjizierten Aspekten des Täterverhaltens und dessen Persönlichkeit angetrieben wird, und wie sie innerhalb der therapeutischen Beziehung zu behandeln und zu lösen sind. Offenkundige und verborgene Täteranteile verursachen die herausforderndsten Momente/Tage/oder Wochen für einen Therapeuten. Diese Persönlichkeitsanteile, die einige der gefährlichsten und aversivsten Verhaltensweisen und Gefühle in sich tragen, sind dazu bestimmt das Überleben des Patienten zu sichern, während sie gleichzeitig oft dafür verantwortlich sind, dass Patienten aus der Behandlung geschmissen werden, in der Behandlung mißbraucht werden, den Therapieprozess bremsen und mehr als alle anderen Anteile dafür, dass der Therapeut selber wieder in die Behandlung geht. Auf den ersten Blick können Täteranteile furchterregend, destruktiv, machtvoll, kontrollierend, ekelerregend und/oder gefährlich für sich und andere sein. Es ist von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass gerade diese Persönlichkeitsanteile, egal wie sie sich nach Außen präsentieren, wertvolle Schlüssel für das Überleben des Patienten beinhalten und die ein notwendiger Teil der Heilung des Patienten sind.
Offenkundige Täteranteile treten in der Behandlung auf eine Vielzahl von Arten auf, z.B. die sogenannte "Borderline-Wut"; Persönlichkeitsanteile, die sich selbst während und nach der Sitzung verstümmeln; Persönlichkeitsanteile, die sich illegal und/oder gefährlich verhalten; und Persönlichkeitsanteile, die wiederum andere Anteile terrorisieren/misshandeln. Im Idealfall lädt der Therapeut die Täteranteile dazu ein, an der Behandlung teilzunehmen, und baut die erforderliche Beziehung mit ihnen auf. Täteranteile werden dem Therapeuten auch durch seine Irrtümer und Fehltritte bekannt. Diese können unbeabsichtigt und durch Übertragungen (z.B. Worte die ich verwende, wurden auch vom Täter verwendet), ein Versehen (ich habe einen falschen Termin im Kalender eingetragen) oder einen grober Fehler (ein unvernünftiger EMDR-Einsatz führte dazu, dass andere Teile von Schmerzen überflutet wurden und ein Täter-/Schützeranteil zum Angriff überging) verursacht werden.

10:15
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
10:45 Dr. Renée P. Marks (Manchester, GB)

Täterintrojekte bei dissoziativen Kindern

Zunächst sollen in diesem Vortrag die speziellen Merkmale von Introjekten bei Kindern definieren und die möglichen Diagnosewege diskutieren.
In der Behandlung von Kindern müssen Störungen oft eher anhand von Interaktionen bestimmt werden, als durch rationale Kategorisierungen, da Kinder stärker als Erwachsene dazu neigen ihr Trauma in ihrem Verhalten zu zeigen. Insofern muss der Psychotherapeut aufmerksamer gegenüber den aktuellen State-Wechseln sein und proaktiver darin sie strategisch zu lenken.
Täterintrojekte sind dementsprechend weniger offen für rationale Gesprächs-Angebote. Auf der anderen Seite sind sogar die aggressivsten und widerspenstigsten Introjekte in Kindern relativ gut erreich und umlenkbar.
Fall Vignetten aus der ambulanten Praxis der Vortragenden werden vorgestellt um die Behandlungsrichtung zu verdeutlichen. Diese Beispiele werden auch besonders widerständige Täterintrojekte in Kindern beinhalten und wie sie erfolgreich behandelt wurden.
Abschließend soll Zeit für Nachfragen und einen Austausch von individuellen Erfahrungen gegeben werden.

12:00
Mittagsimbiß vor Ort sowie Buch-, CD-, Infostände
13:00
Veranstaltungshinweise
13.05 Dr. Renate Hochauf (Altenburg, BRD)

Übertragungsspezifik von Täter-Introjekten

Die Abbildung traumatisierter Erfahrung konfiguriert sich aus einer subkortikalen Dissoziation und einer kortikalen Spaltung. Für letzteren Abwehrvorgang spielt die Prägung über Täterintrojekte eine bedeutsame Rolle:
Infolge des dissoziativen Ausnahmezustandes werden Informationen aus der Täter-Beziehung auf das Kind übertragen - im Sinne einer Introjektion. Die mentale Täterbesetzung des Kindes an dieser Stelle - infolge seiner völligen Dissoziation - ist so stark, dass es diese später bei Aktivierung (fast) von eigenen Sichtweisen nicht unterscheiden kann und - im Sinne eines Introjekts - Ich- und über ich Anteile dominiert.
Diesem Vorgang soll sowohl theoretisch als auch an Fallbeispielen nachgegangen werden.

14:20
kurze Pause sowie Buch-, CD-, Infostände
14:30 PD Dr. Martin Sack (TU-München, BRD)

Die Aneignung des Fremden als Anpassungsleistung im Dienste des Überlebens

Aggressive oder in anderer Weise scheinbar destruktive Persönlichkeitsanteile entstehen in Folge einer aktiven Anpassungsleistung an lebensbedrohliche traumatisierende Situationen. Auch aggressive oder in anderer Weise bedrohliche Persönlichkeitsanteile haben eine protektive Funktion. Der Begriff Täterintrojekt ist irreführend und fragwürdig, da die Zuwendung zu den als schwierig erlebten Persönlichkeitsanteilen durch die Attribuierung eines Selbstanteils mit Tätereigenschaften weiter erschwert wird.
Vor dem Hintergrund der aktuellen neurobiologischen Forschungsbefunde zur Entstehung von traumassoziierten Persönlichkeitsanteilen werden die unterschiedlichen theoretischen Modellbildungen vorgestellt. Insbesondere wird dabei auf die Entwicklung der persönlichen Identität und auf die Beziehung zum eigenen Körper, als von Beziehungserfahrungen und anderen äußeren Bedingungen abhängiger und störbarer Prozesse eingegangen. Die sich daraus ergebenden praktischen Konsequenzen für die Behandlung von Patienten mit komplexen Traumafolgestörungen werden diskutiert.

15:45
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
16:10 DP Irina Vogt (TIL-Leipzig, BRD)

Zum Drama des zweckgelobten Kindes

Im Vortrag wird besonders die beziehungsanalytische und stresspsychologische Wurzel der allmählichen Entstehung von Täterintrojekten im manipulationsfähigen, liebesabhängigen Kind untersucht.
Es werden dazu theoretische Auffassungen von Ferenczi zu Beginn der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts als auch neuere Auffassungen vorgestellt und mit einer Vielzahl von eigenen Therapieerfahrungen in Verbindung gebracht.
Dabei wird als Phänomen herausgearbeitet, das die konkrete Verknüpfung von verwirrenden Beziehungsinformationen für das Kind eine besonders perfide suggestive, strafende als auch paradox anspornende Beziehungskraft darstellt. Ein auf Liebe und Zuwendung ausgerichtetes Kind kann sich aufgrund der großen – zum Teil unterschwelligen – zum Teil wahrgenommen – psychophysischen Todesangst diesem Geschehen nicht entziehen.
Anhand von Selbsterfahrung und eindrücklichen Fallvignetten werden die aufgestellten Thesen erläutert und in der stufenweisen Ausformung zu schwerwiegenden Täterintrojekten dargestellt.
Abschließen sollen Behandlungsimplikationen den Vortrag abrunden und einige Minuten zur Diskussion bleiben.

16:55
kurze Pause sowie Buch-, CD-, Infostände
17:05 Dr. Tilmann Moser (Freiburg i.B., BRD)

Der Drache und der Berserker. Wie aus Schutzfiguren Täterintrojekte werden

Traumatisierte Kinder,  die sich ungeschützt, ohnmächtig und extrem verletzlich fühlen, können  unbewusst Schutzfiguren entwerfen, die Geborgenheit gegen die ständig drohenden Gefahren zu garantieren scheinen. Das bis zur Todesangst gefährdete Kind: liefert sich der mächtigen Figur aus, identifiziert sich, verschmilzt mi ihr. Sie nährt sich aus den Eigenschaften der Täter. Manchmal wird das Kind verdrängt, vergessen, ist nur noch in Spuren präsent, während nach außen der aggressive Panzer mit seinem Monopolanspruch auf das Kind dominiert.

18:00
Abschlussstatements, Rückmeldungen der Teilnehmer
18:15
Veranstaltungsende




Veranstalter

Trauma-Institut-Leipzig an der Akademie für Ganzheitliche Psychotherapie Fortbildungszyklen für Traumafachberater und Psychotraumatherapeuten

Akademie für Ganzheitliche Psychotherapie (gemeinnützige Organisation) Fortbildung in trauma- und körperorientierter schulenübergreifender Psychotherapie